Norden 2009: Rundwanderung auf Linnansaari

 
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Was kommt auf den Tisch
Muikku Küche

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Weg durch den Naturwald
Hafen von Oravi
Kleiner See auf Linnansaari
Ein Dino auf der Suche nach Beute
Anhängliche Krähe
Bucht des kleinen, um 1950 aufgegebenen Bauernhofes
Blick von Linnansaari in die Seenlandschaft

 

 

Adie Taxiboot

Sitzen, warten, fahren und fahren und weiter sitzen sowie am Schluss einige Schritte zu Fuss, das ruft nach einem Ausgleich. Den finden wir heute, und zwar auf der Insel Linnansaari. Sie liegt mit dem Motorboot gut 15 Minuten entfernt von unserem Resort. Sie gehört zu den grösseren Inseln in der Gegend um Ovari und ist grösstenteils von einem Wald bedeckt. Vor allem aber bietet sie einen Rundweg an, der geradezu ideal ist, um die Beine zu vertreten. Den Transport übernimmt das Resort, in dem wir übernachten, wobei sie nur wenige Überfahrten am Tag anbieten.

Um 13 Uhr legen wir ab. Nach einer kanalartigen Passage vom kleinen Hafen des Resorts zum offenen See in gemächlichem Tempo zeigt der Bootsführer, was in seinem Boot steckt. Zwischen Inseln, Felsbuckeln hindurch und zwischendurch einem offener Stück See gelangen wir zur Insel. An einem einfachen Bootssteg hält das Boot an. Der Bootsführer mahnt uns, dass wir ja um 18 Uhr wieder hier sein sollten. "Nachher fährt von hier heute kein Boot mehr, das ist das Letzte!"

Ein kleiner Kiosk ist da, Segelboote und Motorboote liegen nicht weit entfernt von unserem Landesteg. Eine geschützte Feuerstelle hat es auch, einige bungalowartige Häuschen, ein grösseres, das wie ein Gemeinschaftsraum ausschaut und eine "Hutten", na ja, das "Häuschen" eben, sie wissen ja schon. Vielleicht ist es doch besser, dass wir wieder rechtzeitig zurück sind...

Noch wichtiger aber ist, was der kleine Blockhauskiosk alles anbietet, schliesslich haben wir jetzt auch Hunger. Getränke, Glacés, Süssigkeiten in einer moderaten Auswahl und ein, zwei einfache Gerichte, die direkt im Freien vorbereitet werden. Als Spezialität wird ein Fischgericht mit dem im See gefangenen Fisch Muikku angeboten. Der kleine Fisch wird auf dem offenen Feuer grilliert, geräuchert und vom Feuer direkt auf einer Holzrinde serviert, begleitet von einem grosszügigen Häufchen Salz.

Der erste Biss in den leicht angesengten Fisch ist nicht einfach. Seine schwarze Schwanzflosse und die bräunlich bis schwarze Farbe vom Feuer wirken auf den ersten Blick nicht gerade einladend. Aber der erste Biss lässt alle Zweifel verschwinden. Mit der Zeit hat man auch den Trick, wie man die Gräte vom Fleisch löst. Eine wunderbare Mahlzeit, einfach, grosszügig und sehr nahrhaft. Der beim Grillen des Fischchens beigefügte Zucker nimmt den Rauch auf, so dass man wirklich einen geräucherten Fisch schnabuliert. Einfach herrlich...

Aber eigentlich haben wir die grosse Insel nicht wegen dem einfach feinen Festessen angesteuert, sondern eine Rundwanderung um das Eiland geplant. Verschiedene Möglichkeiten gibt es, um das Eiland im Süsswassersee zu umrunden. Wir wählen die grosse Umrundung von gut sieben Kilometern mit der Option, eine der möglichen Abkürzungen zu wählen, damit wir ja nicht zu spät zum Landesteg zurückkehren.

Der Wald ist dicht und man spürt, dass hier schon länger keine Menschenhand mehr eingegriffen hat, ausser um den Weg zu sichern. Vorab gibt es hier Nadelholz und Birken. Neben Farnen in feuchteren Gebieten dominieren Gräser und Kräuter, aber auch Flechten und Moos. Idyllisch windet sich der Fussweg durch die Krautschicht und später den dichten Teppich von Moosen und Flechten, dann geht es steil bergauf. Die Humusschicht ist, wenn überhaupt vorhanden, nur dünn. Immer wieder taucht der blanke Granitfelsen auf, blitzt zwischen den Bodenpflanzen hervor oder türmt sich mächtig auf.

Manche Felsformationen erinnern an Fabelwesen, kleine Höhlen werden sichtbar, in denen etwa Trolle hausen könnten. Dann wieder hat sich ein agil bewegender Saurier auf einem Felsrücken imponierend in Position gebracht. Aber keine Panik, eigentlich ist es einfach ein verwittertes Stück Holz. Ein Traumlandschaft, wären da nur nicht die Mücken. Das sei die finnische Luftwaffe, frotzelt Jochen und sucht das Weite, weil gerade ein Schwarm eine Attacke fliegt. Wir wussten ja, dass die Stechmücken hier in unendlicher Zahl aufkreuzen, jetzt erleben wir dies als Zugabe in Natura. Ein bestechender Eindruck. Wir können uns einzig trösten, dass es noch einen Monat früher noch viel mehr von diesen surrenden Ungeheuern gegeben hat.

Dennoch geniessen wir den Ausblick von einem hohen Felsen aus über die Seenlandschaft. Der Blick schweift über benachbarte Inselchen hinweg in die Ferne und verliert sich im Horizont. Auch wenn sich an diesem Tag die Sonne rar gemacht hat, es ist auch so unbeschreiblich schön hier oben, wenn da die verflixten Mücken nicht schon wieder eine neue Attacke fliegen würden...

Wir gehen weiter und stellen fest, dass die Markierungen des Rundweges unauffindbar sind. Verflixt, wie konnte das ausgerechnet uns passieren. Aber Grund zur Panik besteht ja nicht, denn auf einer Insel kann man sich immer verlaufen, dennoch findet man problemlos wieder zurück. Das können wir bestätigen. Wir entscheiden uns für einen der Pfade, auf dem auch Trittsiegel von Wildtieren hin und wieder auftauchen. Das Weglein führt uns weiter Inselaufwärts. Noch sind wir keine zehn Minuten unterwegs, schon finden wir das weisse Dreieck wieder, das uns den weiteren "offiziellen" Weg anzeigt.

Auf dem Rückweg kommen wir zu einem heute unbewohnten Bauerngut. Über lange Jahre lebte hier eine Familie, die sich unter anderem mit Viehzucht, Anbau von Gemüse und Kartoffeln durchbrachte. Zudem arbeitete der Vater als Förster im Wald. Die idyllische Lage des Gehöfts vertuscht das harte Leben, das seine früheren Bewohner hier führten. Heute ist es Teil des Naturschutzgebietes, das nicht nur die Insel Linnansaari umfasst. Die Gebäude werden unterhalten und zeigen als stumme Zeugen, wie die Menschen hier lebten. Spannend ist auch, wie der Hof mit schräg in den Boden getriebenen Stecken eingezäunt wurde. Diese Art der Einzäunung verwendete man auch bei gewissen Weiden. Zudem gibt es dort auch Varianten, wo mit Astmaterial der Zaun ergänzt worden ist. Für uns irgendwie ein Gruss aus dem Mittelalter und früher, als ähnlich gestaltete Etter unsere Dörfer ebenfalls schützend umfingen.

Die Wanderung hat uns müde gemacht. So suchen wir wieder den Kiosk auf. Noch immer ist die Krähe da, die wir schon am Mittag beobachtet hatten. Immer wieder nähert sie sich uns und zieht sich erst etwas zurück, wenn sie findet, man sei nun wirklich zu nahe. Ein junges Pärchen aus der Schweiz klärt uns auf. Die Krähe hätten die Kioskbetreiber aus dem See vor dem sicheren Tod gerettet und beim Kiosk wieder gesund gepflegt. Seither bleibt sie bei den Menschen und dem Kiosk und freut sich über jedes Häppchen, das man ihr zusteckt.

Eine tierische Schmunzelgeschichte liefert aber auch das Paar, das sich beim Kiosk mit ihren beiden Hunden niedergelassen hat. Sie sind in ein Kartenspiel vertieft und vertreiben sich auch diese Weise die Zeit bis zur Rückfahrt. Die Vierbeiner liegen bei ihnen und sind angespannt, wenn eines der beiden Herrchen den Platz verlässt. Es ist sechs Uhr. Wir warten auf die Betreuerin des Kiosks, welche uns nach Oravi zurückbringen wird. Jeder macht hier alles - offensichtlich! Schwimmwesten anziehen, einsteigen, wir machen es beinahe schon wie Routiniers.

Auch das Pärchen mit seinen Hunden weiss, wie es läuft. Aber, oh je, der kleinere, schwarze Vierbeiner will partout nicht ins Boot. Locken, zureden, schupsen und was noch alles für Tricks wollen nicht funktionieren. Endlich, endlich gibt er dem drängen nach, nimmt so etwas wie einen Anlauf und stürzt sich mit Todesverachtung auf das Boot. Aber vorsichtig wie er ist, der Schlawiner, springt er nicht über das Bootsgeländer, sondern versucht sich zwischen diesem und der Bootswand durchzuquetschen. Frauchen und Herrchen helfen ihm lachend. Na ja und er, er verzieht sich verärgert, so gut es geht. In Oravi aber lässt er sich nicht zweimal Bitten. Ein eleganter Sprung aufs Festland legt er hin, um ja schnell von dieser unsicheren Nussschale wegzukommen als wollte er mit seinem Gebell auch sagen: "Zum Glück, ich bin noch einmal heil davongekommen...!"

  

Muikku eine einfache, nahrhafte Speise aus einem heimischen Süsswasserfisch
Hundeängste
Verlassenes Bauerngut - Croft
Biberspuren
Moosteppich Wald und See
Lichter Wald
Blick vom Steg
Schwankender Steg
Urwald auf Linnansaari
Wegfahrt von Oravi
Gegrillter Muikku